Tetanus beim Hund – ein Fallbeispiel
Dem Besitzer von Labradorhündin Juna ist aufgefallen, dass Junas Ohren seit einer Woche nach oben gezogen wirken und ihre Augen in den Augapfel eingesackt sind. Außerdem trinkt die 3-jährige Hündin seit kurzem deutlich mehr und möchte sich nicht schütteln.
An der Hinterpfote hat Juna auch eine ältere Krallenbettentzündung, die lange unentdeckt geblieben ist. Diese Entzündung wurde vom Haustierarzt mit einem Antibiotikum und einem Entzündungshemmer behandelt. Da Juna aber keinen guten Eindruck macht, wurde die Hündin zu uns überwiesen. Sofort fällt uns der Gesichtsausdruck von Juna auf, nämlich ein „Grinsen“, das durch einen Krampf der Gesichtsmuskulatur entsteht. Sie reagiert auch empfindlich auf Licht, kann schlecht schlucken und ist schmerzhaft bei Berührungen am Kopf. Eine ältere Wunde in Zusammenhang mit den genannten Symptomen lässt bei uns direkt den Verdacht einer Tetanusinfektion aufkommen.
Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Tetanus kommt häufig bei Menschen und Pferden, jedoch selten bei Hunden oder Katzen vor. Der Keim lebt weltweit im Erdreich und Straßenstaub. Gefährlich wird es, wenn Dreck mit diesem Erreger in Wunden gelangt und Clostridien tief abgeschlossen in der Wunde ihr Neurotoxin produzieren können. Dies führt zu anhaltenden, schmerzhaften Muskelverkrampfungen, die nicht willentlich gesteuert werden können. Es entstehen typische Symptome wie „Sägebockstellung“ (steife, durchgestreckte Gliedmaßen), Kieferklemme, gespannter Gesichtsausdruck („Risus sardonicus“ wie in Junas Fall), starre/ hochgezogene Rute oder Schluckprobleme.

Für einen Nachweis von Tetanusantikörpern haben wir Junas Blut ins Labor geschickt. Um Junas Leben zu retten, haben wir die Behandlung bereits eingeleitet, noch bevor das endgültige Untersuchungsergebnis vorlag. Neben der Eingabe von Antibiotika, Schmerzmitteln, Antitoxin zur Neutralisierung des Gifts in der Blutbahn und Muskelrelaxans zur Muskelentspannung sollte Juna zur Stressvermeidung in möglichst ruhiger und dunkler Umgebung gehalten werden und nur kleine Runden spazieren gehen.
3 Tage später lag Junas Blutergebnis vor und war negativ. Dies ist nicht verwunderlich, da die Nachweisrate von Clostridium tetani Antikörpern bei Hunden sehr gering ist. Wir gehen trotzdem von einer Tetanusinfektion aus und glücklicherweise hat die Labradordame auch gut auf die Therapie angesprochen.
Juna hatte einen relativ milden Tetanusverlauf, bei schweren Ausbrüchen sind die Tiere nicht mehr lauffähig, krampfen bis zur Überhitzung oder erleiden eine Atemlähmung. Bei rechtzeitig gestarteter intensiver stationärer Betreuung können aber auch schwere Verläufe erfolgreich behandelt werden.
Die Impfung von Hunden gegen Tetanus wird von der StIKo Vet nicht empfohlen. Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme gegen Tetanus: gute Wundkontrollen!