Der Kreuzbandriss beim Hund
Entstehung eines Kreuzbandrisses
Beim Hund kommt ein Kreuzbandriss etwa 5-mal häufiger vor als bei uns Menschen. Betroffen sind vor allem ausgewachsene Hunde größerer Rassen wie z.B. Retriever, Boxer oder Doggen. Bei kleineren Hunden kann eine chronische Kniescheibeninstabilität (Patellaluxation) zu einem Kreuzbandriss führen.
Es gibt ein vorderes und hinteres Kreuzband. In den meisten Fällen reißt das vordere Kreuzband. Das hintere Kreuzband ist nur selten betroffen (in 2% der Fälle), weil auf dieses Band viel weniger Körpergewicht einwirkt. Beim Kreuzbandriss verschieben sich bei Bewegung Unter- und Oberschenkelknochen gegeneinander. Dadurch kommt es zu Schmerzen, Meniskusschäden und Arthrose.
Der Kreuzbandriss bei Menschen entsteht in der Regel durch eine akute Sportverletzung. Im Gegensatz dazu liegt beim Hund in 80% der Fälle eine chronische Fehlbelastung des vorderen Kreuzbandes vor. Das Kniegelenk eines Vierbeiners ist 45° stärker angewinkelt als bei uns, wodurch das Knie extremer belastet wird, verstärkt durch z.B. rassebedingte Faktoren, X- oder O-Beinigkeit, Hüftdysplasie, Übergewicht oder Arthrose. Es entstehen dann kleine Risse im Kreuzband, die zunehmen, bis schließlich eine geringfügig falsche Bewegung ausreicht, um das Kreuzband reißen zu lassen, z.B. beim Toben oder Ausrutschen.
Die Gefahr nach einem Kreuzbandriss dieselbe Ruptur auf dem anderen Hinterbein zu erleiden, liegt bei 30-50%.
Die meisten Tiere sind anfangs deutlich lahm, besonders nach Ruhephasen oder starker Anstrengung. Oftmals tippen sie den Boden beim Anlaufen nur mit der Fußspitze an. In der Regel haben die Hunde vor dem vollständigen Riss Phasen, in denen sie stark humpeln und dann über einen längeren Zeitraum wieder nahezu lahmheitsfrei umhertollen. Das Gelenk kann geschwollen sein und sich warm anfühlen. Die Streckung des Knies wird vermieden und beim Sitzen wird das erkrankte Bein unter den Bauch geschoben oder seitlich weggespreizt. Die Muskulatur des betroffenen Hinterbeines nimmt bei chronischem Verlauf deutlich ab. Sind beide vorderen Kreuzbänder der Hinterbeine gerissen, wirkt der Hund wie gelähmt.
Wann sollte man einen Tierarzt aufsuchen?
Wenn der Hund länger als 3-4 Tage hinkt oder die typischen oben genannten Symptome zeigt, ist eine Untersuchung beim Tierarzt erforderlich. Kann der Hund gar nicht auftreten oder stehen, sollte direkt oder am kommenden Tag ein Tierarzt aufgesucht werden und der Hund bis dahin ruhig gehalten werden.
Diagnose eines Kreuzbandrisses
positiver Schubladen-Test (1.Video)
positiver Tibia-Kompressions-Test (2.Video)
Beide Tests zeigen eine Verschieblichkeit im Kniegelenk, die nur bei einem Riss des Kreuzbandes möglich ist.
Bei partiellem (nicht vollständigen) Kreuzbandriss können diese Tests unter Umständen nicht aussagekräftig genug sein.
Wichtigste bildgebende Diagnostik: Röntgen
Weitere Diagnostik: CT, Arthroskopie (vor allem, wenn die Bänder nur angerissen sind)
Behandlung eines Kreuzbandrisses
Aufgrund der Instabilität nach einem Kreuzbandriss haben die Hunde Schmerzen und im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu irreparablen Arthrosen im Gelenk und Schäden am Knorpel oder Meniskus.
In den meisten Fällen ist eine OP für Ihren Hund unausweichlich. Eine konservative Therapie ohne Operation ist wegen der Folgeschäden nur in seltenen Fällen zu empfehlen. Die Behandlungsdauer ohne OP liegt zwischen mehreren Wochen und einem halben Jahr, mit eventuell sehr ungünstiger Prognose. Nach einer OP tritt bei bis zu 90% der operierten Tiere eine Besserung ein.
Das Tiergesundheitszentrum Südharz bietet 3 Operationstechniken an, nämlich die TPLO, TTA und in Ausnahmefällen den Fadenzügel (seitlicher Bandersatz).
Diese chirurgischen Eingriffe zielen darauf ab, den Vorwärtsschub des Schienbeins zu verhindern, also die Funktion des vorderen Kreuzbandes zu ersetzen. Die Ruptur des Kreuzbandes selbst wird nicht behoben. Ist der Meniskus ebenfalls betroffen, wird dieser während der Operation ganz oder teilweise entfernt.
Der Wundheilungsprozess nach der Operation dauert bis zu 12 Wochen. In dieser Zeit nimmt der Hund eine Schonhaltung an, was zu einer Fehlbelastung insbesondere des gesunden Knies führt. Eine individuell an die Bedürfnisse Ihres Tieres angepasste physiotherapeutische Nachsorge ist deswegen angeraten. Wir unterstützen Sie dabei gerne!
Es kann übrigens auch bei Katzen zu einem Riss des vorderen Kreuzbandes kommen, aber seltener als beim Hund.