Herzwürmer bei Haustieren
Herzwurmbefall
Die 5 Jahre alte Mischlingshündin Marla wird uns für die jährliche Schutzimpfung vorgestellt. Die Hündin wurde vor 2 Jahren vom Balkan nach Deutschland importiert und hat sich bei ihrer Familie sehr gut eingelebt. Im Alltag hat Marla keinerlei gesundheitliche Beschwerden. Jedoch ist die Besitzerin beunruhigt darüber, dass Marla beim Absolvieren von schnellen Hindernisübungen am Hundeplatz oft sehr stark hustet und das Springen unterbrechen muss.
Dem Ursprung des Hustens möchten wir auf den Grund gehen. Beim Abhören und Röntgen von Herz und Lunge können wir nichts Abnormales feststellen. Auch ein Bluttest zeigt nur geringgradige Abweichungen. Ein durchgeführter Blutausstrich offenbart den Übeltäter: einen Herzwurm (Dirofilaria immitis), der die schwer bis tödlich verlaufende Krankheit Dirofilariose verursacht. Dieser Parasit wird durch Mücken übertragen (siehe Abbildung mit Zyklus) und siedelt sich in den Lungengefäßen, (entgegen der Namensgebung) jedoch seltener im Herz an.
Dirofilarien und ihre Überträger (Stechmücken) sind vor allem in wärmeren Regionen wie Süd- und Südosteuropa verbreitet.
Bisher gilt Deutschland nicht als Risikogebiet für Herzwürmer, aber steigende Temperaturen und die verstärkte Einfuhr der Krankheitserreger durch Import/Reise können dafür sorgen, dass der Parasit auch in Deutschland für Probleme sorgen kann.
Bis zu 7 Jahre können erwachsene Herzwürmer im Körper eines Hundes überleben. Hunde sind 10-mal häufiger betroffen als Katzen. Auch der Mensch kann als Fehlwirt infiziert werden.
Die Symptome entwickeln sich schleichend über mehrere Monate bis Jahre. Manche Hunde zeigen eingeschränkte Belastbarkeit und husten bei körperlicher Anstrengung oder auch teilweise in Ruhe, manchmal auch mit blutigem Auswurf.
Dirofilarien können die Blutgefäße und in schweren Fällen auch das rechte Herz verstopfen, mit Schwächeanfällen, Herzversagen und Tod als Folge.
Im Video sehen Sie den Herzultraschall eines Hundes, der von Herzwürmern befallen ist.
Therapie von Herzwürmern
Jeder abgestorbene Wurm (medikamentös oder natürlich) löst eine Immunreakion aus und kann zu einer lebensbedrohlichen Thromboembolie (Verstopfung der Blutgefäße) führen. Durch die große Länge der adulten Würmer (bis zu 31cm!) sind kleinere Hunderassen schneller gefährdet. Ein Video und die erläuternde Abbildung dazu zeigen den Parasiten, der sich in Marlas Lungengefäßen angesiedelt hat.
Die Therapie von Herzwürmern ist mit Risiken verbunden, jedoch unumgänglich, um körperliche Schäden zu vermeiden. Die Erfolgsaussichten sind im frühen Stadium gut, zu einem späteren Zeitpunkt können Folgeschäden und massive Besiedlung die Prognose stark verschlechtern. Dirofilarien werden medikamentös und bei Verstopfung des rechten Herzens mit einem Herzkathetereingriff therapiert.
Zur Behandlung von Hündin Marla haben wir das Protokoll der AHS (American Hartworm Society) befolgt:
- ein Antibiotikum gegen im Parasiten lebenden Bakterien (Wolbachien), wodurch der positive Einfluss der Bakterien auf Herzwürmer wegfällt und das Risiko auf Lungenschäden/-embolie sinkt
- monatliche Entwurmung gegen die Nachkommen von Herzwürmern, nämlich Mikrofilarien und Larven
- Melarsomin gegen die erwachsenen Würmer (Makrofilarien)
Während dieser mehrwöchigen Behandlung ist das Thromboserisiko sehr hoch, deshalb ist strikte Ruhighaltung über die gesamte Behandlungsdauer zwingend erforderlich.
Im Internet wird oft das „Slow Kill Protokoll“ empfohlen, bei der kein Melarsomin eingesetzt wird. Durch die lange Lebensdauer von Herzwürmern von bis zu 7 Jahren ist es aber laut Experten erforderlich, auch gegen die erwachsenen Würmer vorzugehen.
Prophylaxe von Herzwürmern
Der beste Schutz gegen Herzwürmer besteht darin, die Verbreitungsgebiete des Parasiten und die Überträgermücken zu meiden oder zumindest Hunde nicht auf Reisen dorthin mitzunehmen.
Wenn eine Reise in ein Risikogebiet zusammen mit ihrem Hund unumgänglich ist, sollten Sie ihm ein prophylaktisches Medikament eingeben, das übertragene Herzwurmlarven abtötet. Verwenden Sie zusätzlich für sich und Ihren Hund Insektenschutzmittel, Moskitonetze und lassen Sie möglichst wenig Körperstellen unbedeckt. Bei Fragen rund um das Thema Dirofilariose beraten wir Sie gerne.
Wie sieht es mit importierten Hunden aus Risikogebieten aus?
Aufgrund der langen Entwicklungszeit sind Herzwürmer bei kürzlich infizierten Hunden oft noch nicht nachweisbar. Bei Import von Hunden muss genau darauf geachtet werden, auf welche Reisekrankheiten und Erreger genau getestet wurde: Wurde auf Dirofilarien untersucht? Wenn ja, welche Typen Dirofilarien genau? Auch wenn beim Einreisetest keine Dirofilarien nachgewiesen werden konnten, kann der Hund mit Herzwürmern infiziert sein. Deswegen muss der Test zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden, damit adoptierte Hunde keine Dirofilariose entwickeln.