Bissverletzungen nicht unterschätzen

Bissverletzungen erscheinen in vielen Fällen auf den ersten Blick harmloser als sie in Wirklichkeit sind.

Versteckt durch dichtes Fell, verklebte Blutreste oder im Körperinneren sind die Auswirkungen oft umfangreicher als man vermutet.
Durch die kontaminierte Maulhöhle und die Umgebung können Keime, Dreck oder Fremdkörper in die Bisswunde gelangen, die Entzündungen, Abszesse oder sogar eine Blutvergiftung verursachen können.

Wenn kleinere Tiere von großen Hunden angegriffen und geschüttelt werden, besteht außerdem das Risiko schwerer Organ- und Wirbelsäulenverletzungen mit inneren Blutungen und Lähmungen als Folge. Durch das Packen und Schütteln entstehen nicht nur tiefe Bisswunden, ebenso kann es zur großflächigen Trennung der Haut vom Unterhautgewebe kommen. Dies führt zu starker Hämatombildung und einem erhöhten Entzündungsrisiko.

Bisse in den Hals bergen das Risiko einer Kehlkopf-, Luftröhren- oder Speiseröhrenverletzung. Werden Luftröhre, Brustkorb oder Lunge während einer Beißerei verletzt, kann Luft aus den Atemwegen austreten und sich unter der Hautansammeln oder sogar zu einem Pneumothorax (Ansammlung von Luftzwischen Lunge und Brustwand) führen. Dadurch kann sich die Lunge nichtmehr ausreichend mit Luft füllen. Sollten Atembeschwerden nach einer Beißattacke auftreten, handelt es sich um einen dringenden Notfall!

Verletzungen der Gelenke oder an Körperteilen, wo die Haut direkt auf dem Knochen anliegt, wie z.B. am Schwanz, heilen schlechter und sollten gut beobachtet werden, um Langzeitschäden zu vermeiden.

Bisse im Kopfbereich sind durch die offene Fontanelle bei Jungtieren oder brachycephalen Rassen besonders riskant, weil die Schädeldecke nichtvollständig geschlossen und das Gehirn schlechter geschützt ist.

Oftmals sieht man das volle Ausmaß der Verletzungen erst durch bildgebende Verfahren oder beim narkotisierten Tier, wenn die Wunden freigelegt wurden.

Gehen Sie auf Nummer sicher und lassen Sie Ihr Haustier nach einem Angriff immer gut untersuchen!