Katzenpocken
Der 6-jährige Kater Peppino wird uns vorgestellt, weil er seit ein paar Tagen kleine Wunden an den Beinen hat. Der Freigänger wirkt in letzter Zeit deutlich ruhiger. Er frisst und trinkt gut und bringt viele Mäuse mit nach Hause.
Die offenen Hautwunden mit kleinen, eitrigen Bläschen und Rötungen an den Beinen befinden sich vorne und hinten an der Pfotenoberseite und im Zwischenzehenbereich. Am linken Ohr ist eine kleine Blase auf der Haut sichtbar. Auch die Lymphknoten an den Kniekehlen sind deutlich geschwollen. Ein Abklatsch der Haut, bei dem wir einen Objektträger direkt an die Hautwunden drücken und mikroskopisch untersuchen, zeigte Entzündungszellen und Bakterien. Der Verdacht einer Katzenpockeninfektion lag nah.
Katzenpocken gehören zu den Kuhpocken (Orthopoxviren) und können auf Hunde, andere Säugetiere und in seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragen werden (Zoonose). 1989 ist das Virus zum ersten Mal in Deutschland aufgetreten. Nagetiere bilden ein Reservoir für dieses Virus, wodurch für Katzen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht. Katzen können sich aber auch gegenseitig durch Kratzen oder Beißen mit dem Erreger anstecken. Außerdem gelten Flöhe als potenzielle Überträger von Pocken. Katzenpockeninfektionen treten vorrangig im Sommer und Herbst auf.
Zur diagnostischen Abklärung haben wir Krusten für eine Untersuchung auf Pockenviren sowie Peppinos Blut für eine allgemeine Blutuntersuchung inklusive FeLV (felines Leukosevirus) und FIV (Felines Immundefizienz Virus, Katzenaids) in ein Fremdlabor geschickt. Krankheiten wie Katzenaids und Leukosevirus unterdrücken das Immunsystem der Katzen, wodurch ihre Abwehr gegen Parasiten oder andere Erkrankungen eingeschränkt ist. Infektionen verlaufen bei immungeschwächten Tieren schwerwiegender als es bei gesunden Katzen der Fall gewesen wäre. Peppino litt am FeLVirus. Die Untersuchung der Kruste konnte keine Infektion mit Katzenpocken beweisen, eine unter Narkose durchgeführte Hautbiopsie hat aber den Verdacht einer Katzenpockeninfektion bestätigt. Bei frühem Eingreifen kann man die Pockenläsionen auch bei immungeschwächten Tieren gut in den Griff bekommen und bakterielle Sekundärinfektionen verhindern. Neben Symptomen auf der Haut können Katzen durch Katzenpocken auch an Fieber, Ausfluss aus Nase und Augen sowie Lungenentzündung erkranken.
Bei Menschen ohne Einschränkungen der Immunabwehr verlaufen die meisten Infektionen mit Orthopoxviren symptomlos bzw. beschränken sich auf Hautläsionen. Säugerpocken gehören laut Tiergesundheitsgesetz zu den meldepflichtigen Tierkrankheiten: Leidet Ihr Tier an einer solchen Krankheit, muss das zuständige Veterinäramt informiert werden.