Unser Narkosemanagement im TGZS

Operative Eingriffe gehören zum Alltag im Tiergesundheitszentrum Südharz. Eine schonende Narkose mit ausreichender Schmerzausschaltung ist deshalb unumgänglich. Wir sind stetig darum bemüht, das Narkoserisiko für ihr Tier auf ein Minimum zu reduzieren.

Dr. Lukas Grammel ist als Fachtierarzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie ein Experte für die unterschiedlichen Anästhesieverfahren beim Tier.

 

Welche Narkose wird bei meinem Tier angewendet?

Die Narkose richtet sich nach der Art des Eingriffs.

In manchen Fällen benötigt man nur eine Lokalanästhesie.

Bei aufwendigeren Operationen ist eine Vollnarkose erforderlich, manchmal ist eine Kombination aus Lokalanästhesie und Vollnarkose notwendig.

Für schmerzlose Eingriffe (z.B. Röntgen) reicht in vielen Fällen auch eine Sedierung aus.

 

Um zu entscheiden, welches Narkoseregime angewendet wird und wie hoch das Narkoserisiko ist, werden verschiedene Punkte beachtet:

▪️ Alter und Kondition des Tieres:

Je nach Zustand des Tieres kommt der Kreislauf besser mit einer Narkose zurecht.

Eine Narkose für ältere und kranke Tiere sollte schonend sein und eventuell durch kreislaufstabilisierende Medikamente ergänzt werden.

Ein junger, aufgeregter Hund benötigt manchmal zur Narkoseeinleitung eine höhere Dosierung oder stärkere Medikamente.

 

▪️ Gewicht und Statur:

Verschiedene Medikamente können sich im Fettgewebe anlagern, daher sollte je nach Statur die Dosis angepasst werden oder man muss mit einer längeren Aufwachphase rechnen.

Sehr dünne und kleine Tiere kühlen schneller aus.

 

▪️ Medikamente:

Medikamente wie z.B. Herzmedikamente, Schilddrüsenhormone, Schmerzmittel oder Blutgerinnungshemmer können einen Einfluss auf die Anästhesiemedikamente haben.

Nach Rücksprache mit dem Tierarzt sollten bestimmte Medikamente vor einem Eingriff unbedingt weiter eingegeben bzw. dringend abgesetzt werden.

 

▪️Allergien und Unverträglichkeiten:

Auch Tiere können Unverträglichkeiten auf Medikamente haben. Wenn bekannt ist, dass das Tier von einem bestimmten Narkosemittel sehr lange nachgeschlafen hat oder es zu einem Narkosezwischenfall gekommen ist, kann man ein anderes Regime wählen.

 

▪️Vorerkrankungen:

Bei chronischen Leber- und Nierenerkrankungen sind zusätzliche Maßnahmen (z.B. Infusionstherapie vor und nach einer Narkose) notwendig.

Herzbeschwerden erfordern in manchen Fällen eine Anpassung der Medikation vor einer Narkose.  Auch andere Krankheiten können einen Einfluss auf die Narkose haben.

Eine Narkose beginnt immer mit einer eingehenden allgemeinen Untersuchung am wachen Tier. Dabei wird das Herz-Kreislauf-System auf die Narkosefähigkeit geprüft. Zur Einschätzung dieser Narkosefähigkeit ist die Anamnese von besonderer Bedeutung. Schildern Sie uns gerne alle Auffälligkeiten im Alltag wie z.B. Husten bei Aktivitäten, Fressunlust, Schmerzen oder Leistungsabfall.

Ergänzend zur Allgemeinuntersuchung sollte ein Blutprofil angefertigt werden. Je nach Befund werden eventuell weitere Untersuchungen wie Röntgen, Abdomenultraschall oder eine kardiologische Abklärung angeraten.

 

 

Wie ist der Ablauf der Narkose?

 

  1. Narkoseeinleitung

Am Tag der geplanten OP nehmen wir ihr Tier vormittags in Empfang. Ihr Tier sollte an diesem Tag nüchtern und möglichst sauber sein.

Die Narkoseeinleitung findet in der OP-Vorbereitung statt. Dort steht uns Sauerstoff, ein Anästhesiegerät, ein Beatmungsgerät und Monitoring zur Verfügung. Da die OP-Vorbereitung schon zu unserem OP-Bereich gehört, gelten dort verschärfte Hygieneregel. Deswegen darf dieser Bereich im Sinne des Patientenwohls nur von unserem Personal betreten werden.

Zur Narkoseinleitung wird dem Tier ein Venenkatheter gelegt. Je nach Eingriff bekommt ihr Tier Sedierung, Schmerzmittel und Hypnotika verabreicht, um es in einen tiefen Schlaf zu versetzen. Manche Tiere bekommen die Sedierung auch in den Muskel injiziert.

Sobald das Tier tief schläft, wird ein Tubus in die Luftröhre eingeführt, um die Narkose über ein Gas aufrecht zu erhalten.

 

  1. Vorbereitung

Je nach Eingriff wird das Tier geschoren, gewaschen und desinfiziert. Sobald es für die OP vorbereitet ist, wird es in den Operationsraum umgelagert.

 

  1. Narkose

Im Operationsraum wird der Patient an das Narkosegerät und dem entsprechenden Monitoring angeschlossen. Die Narkose wird über ein Gemisch aus Luft, Sauerstoff und Inhalationsanästhetikum aufrechterhalten. Diese Inhalationsnarkose ist sehr gut steuerbar und kann schnell ausgeleitet werden. Um unsere Narkose noch weiter zu verbessern und sicherer zu machen, wurden vor kurzem neue, hochmoderne Narkosegeräte mit Überwachungsmonitoren angeschafft.

Unsere Narkosegeräte haben die Möglichkeit der künstlichen Beatmung, um bei Bedarf das Tier zu unterstützen.

Das Standard Monitoring beinhaltet

  • EKG
  • Capnographie (CO2 Messung)
  • Pulsoxymetrie (O2 Messung)
  • Blutdruck
  • Temperatur
  • Atemvolumen und Beatmungsdruck

Diese Werte werden regelmäßig bestimmt und protokolliert um einen Eindruck über die Narkosetiefe und die Kreislaufsituation des narkotisierten Tieres zu bekommen. Durch eine engmaschige Überwachung kann der Anästhesist, der dem Patienten zugeteilt ist, möglichst schnell reagieren und somit Narkosezwischenfälle verhindern.

 

 

  1. Aufwachphase

Sobald der Eingriff beendet ist, wird das Narkosegas aus dem Gasgemisch entfernt. Solange der Patient keine deutlichen Anzeichen des Aufwachens/erste Reflexe (z.B. Lidschluss) zeigt und noch nicht ausreichend selbstständig atmet, bleibt er am Sauerstoff und maschinellen Monitoring angeschlossen. Sobald der Schluckreflex wieder vorhanden ist, wird der Tubus entfernt und der Patient kommt in die Aufwachbox. Er wird weiterhin regelmäßig überwacht (Temperatur, Atmung, Stehfähigkeit). Wenn der Patient sicher stehen und laufen kann, darf er nach Hause entlassen werden oder wird unserem Team zur stationären Betreuung übergeben.