Zwingerhusten – ein Fallbeispiel

Die 7 Jahre alte Labradorhündin „Lucky“ würgt seit gestern Nacht ständig, ohne dass sie Futterreste erbricht. Der Besitzer hat den Verdacht, dass seine Hündin ein Holzstück von einem Stöckchen im Rachen stecken hat. Sie frisst und trinkt schlechter seit gestern.

Bei der allgemeinen Untersuchung fällt auf, dass Luckys Rachen verschleimt ist und leichter Druck auf Kehlkopf und Luftröhre direkt Husten mit Auswurf von weißem Schleim auslöst. Die Vermutung eines Stöckchenrests hat sich im Röntgen nicht bestätigt.
Lucky leidet an Zwingerhusten. Der Verdacht eines Fremdkörpers im Rachen und Husten, der als erfolgloses „Erbrechen“ interpretiert wird, ist bei dieser Erkrankung ein sehr typisches Phänomen.

Ähnlich der Erkältung bei Menschen kann sich ein Hund bei Kontakten mit Artgenossen und Katzen durch Tröpfcheninfektion mit Zwingerhusten anstecken. Auch nicht sichtbar erkrankte Tiere können Ausscheider sein.

Lucky bekommt Entzündungshemmer und Ruhe verordnet. Der Besitzer soll zuhause inhalieren, seinen Hund nur mit Brustgeschirr ausführen und strikt von Artgenossen isolieren (nach Ende der Symptome mindestens 1 Woche). Ansteckung über Kontaktflächen und Gegenstände wie Spielzeug ist ebenfalls möglich. Zwingerhusten wird durch Viren und Bakterien (vor allem canine Parainfluenzavirus und das Bakterium Bordetella bronchiseptica) ausgelöst, bei Lucky gab es jedoch keine Anzeichen einer bakteriellen Infektion.

Die jährliche Mehrfachimpfung für Hunde schützt gegen mehrere (aber nicht alle) Erreger, die diese hochansteckende Infektion verursachen können. Weil Lucky jedes Jahr geimpft und schon bei den ersten Anzeichen behandelt wurde, hat sie einen sehr milden Verlauf. Bereits nach einer Woche war sie wieder topfit. Andere Hunde kämpfen länger mit den Symptomen.

Bei Hunden, die sehr vielen Hundekontakten ausgesetzt sind wie z.B. in Pensionen oder auf Ausstellungen, kann man zusätzlich zur Mehrfachimpfung unter die Haut, eine in die Nase applizierte Impfung in Erwägung ziehen, weil diese vor noch mehr Keimen schützt, die Zwingerhusten verursachen.